Chronologie
- 17.02.1986 - Öffentliche Ortschaftsratssitzung
Vorstellung von 5 Variantenvorschlägen des Regierungspräsidiums durch den damaligen Baubürgermeister, u.a. der Südumfahrung und der vollständigen Untertunnelung von Lautlingen mit Betonung darauf, dass diese Pläne noch nichts Konkretes seien, die Südumfahrung vom Regierungspräsidium aber aufgrund der vielen Nachteile, u.a. der starken Belastung der Landschaft durch die großen Einschnitte nicht mehr diskutiert werde. Favorit, auch der Verwaltung, sei die komplette Untertunnelung (Variante 4).
- 05.12.1988 - Ortschaftsratssitzung
Vorstellung verschiedener (auch neuer, wie die Nordumfahrung) Variantenvorschläge durch RP-Vertreter. Variante 1 (Südumfahrung) sei aufgrund des Landschaftsverbrauchs, großer Brückenbauwerke über das Meßstetter Tal und Ablehnung durch die Naturschutzbehörde kaum möglich. Da auch die Tunnelvariante vom Innenministerium nicht befürwortet wird ist eine Neuplanung notwendig. Laut RP wird vom Innenministerium wegen hoher Folgekosten für Tunnellösungen immer eine offene Bauweise gefordert.
- 20.11.1990 - Zeitungsartikel im Zollern-Alb-Kurier
Stadtrat Elmar Maute erklärt, dass schon jetzt feststehe, dass die Bühltrasse (Südtrasse) für die Sozialdemokraten indiskutabel sei.
- Oktober 1991 - Zusammenstellung der Ergebnisse aus den Fachgutachten durch RP Ref. 44 (hier wörtlich wiedergegeben)
Es liegen 6 Varianten vor:
1. Variante 1A: Südumfahrung in offener Trassenlage (quasi heutige Amtstrasse)
Ergebnis: Variante 1A ist nicht zuletzt aufgrund der oberirdischen Streckenlänge mit den höchsten Risiken für den Landschaftsraum verbunden.
2. Variante 1B: wie 1A Südumfahrung mit 520 m Tunnel unter dem Bühl
Ergebnis: Variante 1B ist auf Grund des Tunnels, der einen hoch empfindlichen Bereich unterquert, mit geringeren Risiken verbunden als Variante 1A.
3. Variante 3C: innerörtlich parallel der Bahnlinie (natürlich ebenfalls mit Viadukt)
Ergebnis: Variante 3C bedeutet erhebliche Risiken sowohl für den Landschaftsraum als auch für den Siedlungsraum.
4. Variante 4B: 1,3 km lange Komplettuntertunnelung Lautlingen
Ergebnis: Bei Realisierung der Variante 4B ergeben sich vergleichsweise geringsten Risiken für Landschafts- und Siedlungsraum.
5. Variante 5: Umfahrung nördlich der Eyach und des Sportplatzes, dann 640 m Tunnel bis Gewann Galgenbühl
Ergebnis: Bei Realisierung der Variante 5 sind hohe Risiken für den Landschaftsraum, aber auch Risiken für den Siedlungsraum zu erwarten.
6. Variante 5B: wie 5 aber über den Sportplatz, dann 680 m Tunnel
Ergebnis: Die Variante 5B ist auf Grund der kürzeren Strecke mit geringeren Risiken verbunden als Variante 5.
Daraus ergibt sich, dass von Seiten des Gutachters, unter Berücksichtigung der vorgeschlagenen Maßnahmen zur Risikominderung, die Variante 4B (Komplettuntertunnelung) als die relativ umweltverträglichste Lösung empfohlen wird.
- 17.03.1992 Sitzung des Technischen Ausschusses
Der damalige OB teilt mit, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis nur wirtschaftliche und keine Aspekte für Umwelt- und Siedlungsstruktur berücksichtigt.
Das RP teilt mit, dass am 14.01. 1992 das Ergebnis in einer Gesprächsrunde verschiedener Fachbereiche war, dass die Varianten Südumfahrung ohne und mit Tunnel sowie die Variante innerörtlich parallel der Bahnlinie nicht weiter verfolgt werden sollten, dass die Variante Untertunnelung denkbar und als politische Lösung auch die Nordumfahrung über den Sportplatz und dann Tunnel denkbar sei. Das Verkehrsministerium will aber die innerörtliche Variante entlang der Bahnlinie wegen der niedrigen Kosten. Bei den beiden Südumfahrungsvarianten sei eine "Verknotung" Meßstetten wegen Höhenproblem (15 m) mit Folge großer Eingriffe in die Landschaft schwierig. Das Planfeststellungsverfahren wird für 1997 in Aussicht gestellt.
- 18.08.1992 Technischer- und Umweltausschuss der Stadtverwaltung Albstadt
Einstimmiges Votum für die Variante Untertunnelung
- 14.10.1992 Öffentliche Ortschaftsratssitzung
Es wird am Beschluss vom 17.02. 1986 für die Untertunnelung festgehalten
- 30.05.1994 Schreiben Straßenbauamt Reutlingen an Landratsamt - Wasserrecht - Balingen
Die Untertunnelung sei aufgrund der hohen Baukosten aus gesamtwirtschaftlicher Sicht kaum bauwürdig und nicht finanzierbar. Deshalb wird die Variante Südumfahrung wieder ins Spiel gebracht. Weil jedoch durch die Südumfahrung ein Wasserschutzgebiet betroffen wäre, sei das diesbezüglich anhängige Schutzgebietsverfahren einzustellen!!!
- 30.06.1994 Schreiben RP an damaligen OB
Aus topographischen Gründen (Tonsteingebirge) sind wegen geringer Überdeckung Gebäudeschäden durch Setzungen zu erwarten. Außerdem sind bei Tunnellängen wie hier (1.385 m) maximale Steigungen von 2,5% zulässig, hier seien es 5%
Außerdem schreibt der damalige baden-württembergische Verkehrsminister an die Stadt, dass die Untertunnelung keine Chance hat, da sie doppelt so teuer sei (ohne Vorlage von belastbaren Berechnungen).
- 06.09.1994 Schreiben OV Schairer an RP
Herr Schairer bedauert, dass bei einem durchgeführten Ortstermin des RP und der Stadt Albstadt keine Vertreter der Gemeinde Lautlingen eingeladen waren. Er weist erneut darauf hin, dass die beste Lösung für Lautlingen eine Tunnel ist. Er schreibt wörtlich:
"Die Lautlinger Bürger wollen mit Sicherheit nicht die teuerste Lösung der B463, sondern sie wollen die Bestmöglichste, wenn die bestmöglichste auch die teuerste ist, dann wollen wir auch diese."
- 07.02.1995 Schreiben RP an damaligen Baubürgermeister
Auf Nachfrage antwortet das RP, dass die Variante Nordumfahrung weiter ausgearbeitet werde. Außerdem Optimierung der Südtrasse mit Tunnel "Bühl" als Variante 1E.
- 22.02.1995 Schreiben des damaligen Baubürgermeisters an RP
Nach Durchsicht der Pläne Nordumfahrung und Optimierung der Südtrasse mit Bühltunnel favorisiert die Stadt weiterhin die Untertunnelung.
- 24.05.1995 Schreiben des baden-württembergischen Verkehrsministers an die Stadt
Gegenüber dem vordringlichen Bedarfsplan bis 2012 liege bzgl. der Untertunnelung eine dreifache Kostenüberschreitung vor. Mit einer baldigen Realisierung kann nur gerechnet werden, wenn man vom Tunnel abkommt. Fortschritt gibt es nur, wenn die Stadt zurückschraubt und der "billigsten Lösung" zustimmt. (Nach 21 Jahren ist noch immer nichts passiert!)
- 23.08.1995 Schreiben Verkehrsministerium Baden-Württemberg an damaligen Oberbürgermeister
Das RP wurde vom Verkehrsminister Baden-Württemberg angewiesen, "vor allem eine kostenoptimierte Südvariante ohen längeren Tunnel" zu untersuchen.
- 05.06.1996 Artikel im Zollern-Alb-Kurier
In einer Ortschaftsratssitzung wird im Zusammenhang mit der Fortschreibung des neuen Flächennutzungsplans von einem Ortschaftsrat nachgefragt: " Landschaftsschutz - muss das sein?"
Von einem anderen Ortschaftsrat wird eine Gewerbeausweisung "Hirnau" als für ihn nicht vorstellbar bezeichnet. Der schon lange geforderte Tunnel sei einzig und allein eine 100%ige Sache für die B463 in Bezug auf den Flächennutzungsplan.
Der Stadt wird Untätigkeit in Sachen Bundesstraße und Umfahrung vorgeworfen. Der damalige Baubürgermeister widerspricht energisch: Die Stadt übe großen Druck aus, aber vom Verkehrsministerium sei nur 1 Schreiben als Reaktion gekommen.
- 06.08.1996 Artikel im Schwarzwälder Boten
Die Lautlinger bekommen keinen Tunnel. Laut RP sei der Tunnel zu teuer - es empfehle Süd- oder Nordumfahrung.
- 26.09.1996 Zwei Zeitungsartikel
1. Das RP empfiehlt in einer Sitzung vom 25.09. die Variante 5B* (Nordtrasse) und nicht die Südtrasse 1G, da diese mit einem mächtigen Viadukt das Meßstetter Tal zerschneiden und einen großen Eingriff in Landschaft und Natur bedeuten würde.
2. RP-Vertreter bzw. Planer Kopp gibt zu bedenken, dass auch das Viadukt für jede Menge Lärm sorgen würde - ein "Leislingen" wird Lautlingen wohl niemals werden, ganz gleich, welche Umfahrung kommt. Und bis die kommt, wird ohnehin noch viel Zeit vergehen.
- 26.09.1996 Gegenüberstellung optimierte 1G Südtrasse - 5B Nordtrasse durch das RP
- 16.10.1996 Presseartikel
Der Ortschaftsrat Lautlingen stimmt mit einem entschiedenen Nein gegen die Nordtrasse und mit einem klaren "Jein" zur Südtrasse. Dabei galt der halbe Ortschaftsrat als befangen. Die Räte wollten nur eine verbesserte Variante Südtrasse, wobei die Auswirkungen auf die Siedlungsgebiete, die Lärmbelästigung und die künftige Wohnbebauung für die Optimierung ausschlaggebend gewesen seien.
Man kann also feststellen, dass immer eine Tunnellösung gefordert und für die Südtrasse nur in Unwissenheit über den tatsächlichen Trassenverlauf und das tatsächliche Ausmaß votiert wurde.